Collection

Vivian GREVEN, 2017 Medusa II

Künstler:innen
Vivian GREVEN
Titel
Medusa II
Jahr
2017
Technik
Öl auf Leinwand
Dimensionen
44 × 38 cm
Objekttyp
Werk auf Leinwand/Holz
Artwork ID
150.9997.447
Tags
GREVEN, Vivian Werk auf Leinwand/Holz 2017
Foto
GREVEN, Vivian

Vivian Grevens Malerei verlangt immer wieder das eindringliche Betrachten des Gegenübers. In ihren Werken begegnet man oft schonungslos und direkt einem vermeintlichen Gesicht, das ein Selbstporträt, ein Alter Ego, eine augenlose Maske oder eine kunst- oder kulturhistorische Referenz darstellt. Dabei analysiert Greven gerne Motive zwischenmenschlicher Intimität wie beispielsweise einen Blickaustausch. Die Augen werden als Fenster zur Seele wahrgenommen und gewähren Einblick in die Innenwelt einer Person. Sobald diese geschlossen oder verborgen bleiben, erscheint uns das Gegenüber maskenhaft, skulptural oder gar tot. Mit dem Verschwinden des Blickes gehen der Verlust oder die Verfremdung des Antlitzes einher, was dazu führt, dass etwa Gefühle und Empfindungen nur schwer ablesbar werden. Die Arbeit „Medusa II“ veranschaulicht diesen Blickkontakt treffend, denn dem griechischen Mythos nach, versteinern alle, die Medusa in die Augen schauen. 
Medusa war die Tochter zweier Meeresgottheiten, die für ihre betörende Schönheit bewundert wurde. Ihr Mythos hielt jedoch kein schönes Ende für sie bereit und ließ sie stattdessen zu der Schreckensgestalt werden, für die sie bekannt wurde: Als nämlich die Göttin der Weisheit und der Kriegsführung Pallas Athene den Meeresgott Poseidon mit Medusa in ihrem Tempel beim Liebesspiel erwischte – was eine Entweihung des Tempels bedeutete – verwandelte sie Medusa in ein Ungeheuer mit Schlangenhaaren und glühenden Augen. Ihr Anblick war so furchteinflößend, dass er jene zu Stein erstarren ließ, die sie ansahen. 
Diese Geschichte zeigt, dass bereits in der Antike das Gesicht als Projektionsfläche diente. Greven versetzt Medusa in die Gegenwart, denn im weitesten Sinne geht es der Künstlerin um Berührbarkeit in der Begegnung. Die archetypische Erzählung handelt auch von der potenziell zerstörerischen Kraft eines Blickes und davon, was dieser in einer Begegnung auszulösen vermag.

Vivian Greven (Bonn 1985) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und erhielt 2016 einen Anerkennungspreis des STRABAG Artaward International.